Waldenser

Die Waldenser bilden eine aus dem Mittelalter stammende Glaubensbewegung, die als höchste Autorität allein die Bibel anerkennt. Wegen ihrer Laienpredigt wurden die Waldenser von Seiten der Katholischen Kirche als Ketzer verfolgt.

Die Waldenser im Mittelalter

Walddensertrachten Waldensertrachten Gottstreu

Der Name "Waldenser" stammt aus dem Mittelalter. So bezeichnete die römisch-katholische Kirche die Anhänger von Valdes aus Lyon, der um 1173 eine Bewegung von Wanderpredigern gegründet hatte. Die Waldenser erkannten allein die Bibel als höchste Autorität an. Als "Arme Christi" wollten sie so leben, wie Jesus es von seinen Aposteln in der Bergpredigt gefordert hatte.

Die römische Kirche verfolgte die Waldenser aufgrund ihrer Laienpredigt als Ketzer. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts wurden sie durch die Inquisition auf wenige Gebiete zurückgedrängt. Dennoch überlebte die Waldenserbewegung bis zur Reformationszeit im Untergrund, insbesondere in den westlich von Turin gelegenen Alpentälern.

Anschluss an die Reformation – Verfolgung, Flucht, Vertreibung

Im Jahr 1532 schlossen sich die Waldenser der Reformation an. In den Cottischen Alpen lebten sie im Grenzgebiet Frankreich / Piemont (heute Italien).

Auch im 16. und 17. Jahrhundert waren die Waldenser aufgrund ihres evangelischen Bekenntnisses Verfolgungen ausgesetzt. Sie wurden 1685 in Frankreich (Val Cluson) und 1686 im Piemont zur Rückkehr in die katholische Kirche gezwungen. Viele der französischen Waldenser entschlossen sich zur Flucht – einige von ihnen wurden bereits ab 1686 in Hessen-Kassel angesiedelt.

Häuser in den Waldensertälern (Piemont) Häuser in den Waldensertälern (Piemont)
Waldenserhaus Gottstreu Waldenserhaus Gottstreu

Die Waldenser aus dem Piemont, die Widerstand geleistet hatten, wurden 1687 ausgewiesen, kehrten aber 1689 zurück ("Glorreiche Rückkehr"). 1690 erhielten sie wieder das Recht zur Ausübung ihrer Religion. Heute zählt die italienische Waldenserkirche rund 25.000 Mitglieder.

Waldenserkirche Gewissenruh Waldenserkirche Gewissenruh.
Waldenserkirche Gewissenruh Waldenserkirche Gewissenruh

Etwa 2.700 Waldenser und Hugenotten französischer Herkunft hatten nach 1690 Zuflucht in den piemontesischen Tälern gesucht. Bereits 1698 wurden sie jedoch von Herzog Victor Amadeus II. als gebürtige Franzosen evangelischen Bekenntnisses des Landes verwiesen. Nach einem Zwischenaufenthalt in der Schweiz fanden sie Zuflucht in Deutschland, insbesondere im Herzogtum Württemberg, in der Markgrafschaft Baden-Durlach sowie in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.

Waldenserkirche Gottstreu Waldenserkirche Gottstreu
Waldenserkirche Gewissenruh, Inschrift Waldenserkirche Gewissenruh, Inschrift